14/10 Ohne Ziel sind alle Wege falsch

Sie hatte Abitur, eine abgeschlossene Lehre, zwei hochaktuelle Muttersprachen, einen europäischen Pass, war hübsch, aber dennoch so verloren wie das Sandkorn im Wind.

Es spielte sich in Südspanien ab. Ich sprach sie an, aber Spanisch war nicht ihre stärkste Sprache, „Russisch oder Deutsch wäre besser“, meinte sie. Wir kamen ins Gespräch. Sie war auf Jobsuche und zeigte mir gleich ihren Lebenslauf. Den verteilte sie offenbar an jeden, der ihr gerade über den Weg lief.

Leider trübte sich damit der erste positive Eindruck sofort ein. Das Foto zeigte sie sehr unvorteilhaft zwischen Sträuchern im Garten. Zudem hatte sie als Muttersprache nur russisch genannt und Kasachisch erst gar nicht erwähnt. Dass sie Deutsche war und damit in der Europäischen Gemeinschaft ohne Visum legal leben und arbeiten kann, fehlte ganz. Ihre Email Adresse hatte eine russische Providerendung. Ihr Anspruch „fit in allen Computerprogrammen“ zu sein, löste bei mir nur ungläubiges Kopfschütteln aus. Der Lebenslauf war zu allem Überfluss nicht lückenlos, es fehlten wiederholt einige Jahre.

Diese junge Frau von vielleicht 25 Jahren hatte zwar sehr gute Qualifikationen, aber keinerlei Ahnung, wie man sich für eine Anstellung empfehlen sollte.

Dennoch, all das war nicht weiter schlimm, denn mit professioneller Hilfe hätte sie innerhalb einer halben Stunde einen tollen Lebenslauf abliefern können. Ihr wirkliches Problem lag in ihrer Ziellosigkeit. Anstatt wahllos Lebensläufe zu verteilen, hätte sie sich fragen sollen, was sie am liebsten machen würde, um sich dann zielgenau dafür zu bewerben.

Der Spruch, „Ohne Ziel sind alle Wege falsch“ ist so alt wie die Welt und dennoch gerade in unserer vielfältigen Welt so aktuell wie niemals zuvor. Es liegt an uns, und zwar nur an uns, ihn für ein erfolgreiches Leben anzuwenden.

© Carl Schroebler

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